Bild nicht mehr verfügbar.

Die Wirtschaftsstruktur der Stadt bringe zwar ein quantitatives Arbeitsplatzangebot für Frauen, aber auch geringe Entlohnung.

Foto: ap/Angelika Warmuth

Salzburg - 52,8 Prozent der Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt Salzburg sind Frauen. Grund genug für Bürgermeister Heinz Schaden (SP) genau hinzusehen, wie es den Frauen in der Stadt geht. Dazu hat die Stadt Salzburg nach Linz den zweiten kommunalen Frauenbericht in Österreich in Auftrag gegeben.

Die Ergebnisse sind zwiegespalten: Einerseits bestehe besonders in Salzburg aufgrund struktureller Defizite die Gefahr, dass die Stadt als Wohn- und Arbeitsort für Frauen immer unattraktiver werde. Andererseits führe die überwiegende Mehrheit der Salzburgerinnen ein gutes Leben in der Stadt, sagt Birgit Buchinger, die gemeinsam mit Renate Böhm von Solution Sozialforschung & Entwicklung den Bericht im Auftrag der Stadt verfasst hat.

Bei der Erwerbsprognose weiblicher Beschäftigter bildet Salzburg laut Statistik Austria das weit abgeschlagene Schlusslicht unter den Städten: Bis 2030 wird die weibliche Erwerbsbevölkerung in Österreich um 3,5 Prozent ansteigen. In der Stadt Salzburg nur um 1,6 Prozent. Für Graz ist zum Vergleich ein weit überdurchschnittliches Wachstum von 15,5 Prozent prognostiziert.

Die Wirtschaftsstruktur der Stadt Salzburg mit dem Schwergewicht auf Dienstleistungsbetriebe bringe zwar ein quantitatives Arbeitsplatzangebot für Frauen, aber auch geringe Entlohnung. Verbunden mit den explodierenden Wohnkosten werde die Stadt immer unattraktiver für Frauen. Hinzu komme, dass in den letzten zehn Jahren zwar viel in die Kinderbetreuung investiert wurde, trotzdem würden die Angebote noch nachhinken.

Doch Buchinger beschwichtigt: "Wenn die Selbstverpflichtungen zur Gleichstellung, die die Stadt eingegangen sind, umgesetzt werden, gibt es einen großen Hoffnungsschimmer." Die breite Infrastruktur an Stütz- und Beratungseinrichtungen sei "ein sehr deutliches Zeichnen des politischen Willens". Schon jetzt bewerten 84 Prozent der Salzburgerinnen ihre Lebensqualität in der Stadt mit "gut" bis "sehr gut".

"Diesen Status quo heißt es mit allen Mitteln zu erhalten", erklärt Alexandra Schmidt vom Frauenbüro. Der Frauenbericht soll die Grundlage für das politische Handeln liefern, um weitere Maßnahmen zu ergreifen, die die Lebenssituation der Frauen verbessern. Besonders für Frauen, die mehrfach gesellschaftlich benachteiligt sind, etwa Alleinerzieherinnen oder Frauen mit Migrationshintergrund.

839 Euro weniger Gehalt

Für Schmidt ist wichtig, sich für die Absicherung eines eigenständigen Erwerbseinkommens einzusetzen. In der Stadt Salzburg verdienten Frauen im Jahresdurchschnitt 2010 exakt 1.795 Euro brutto. Die Einkommensdifferenz zu den Männern beträgt 839 Euro. Wo die Stadt eingreifen könne, werde man dranbleiben. Angefangen beim leistbaren Wohnen über den Ausbau der Kinderbetreuung bis hin zu günstigen Öffi-Tarifen. Doch "auch heiße Eisen, wie die Grünlanddeklaration, müssten angegriffen werden", gibt Buchinger zu bedenken. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 19.7.2013)