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Stadt Wien veröffentlicht Literature Review zu Diskriminierung hochgewichtiger/adipöser Frauen im Gesundheitsbereich

Wien (OTS) - Am 25. Juni wurde der Literature Review „Diskriminierung hochgewichtiger/adipöser Frauen im Gesundheitsbereich“ bei einer Veranstaltung im Billrothhaus, Gesellschaft der Ärzte in Wien veröffentlicht. Der Bericht wurde mit finanzieller Unterstützung der Wiener Gesundheitsförderung vom Wiener Programm für Frauengesundheit, Stadt Wien in Auftrag gegeben und von Schaffer Research und von Solution – Sozialforschung & Entwicklung erstellt. „Internationale Studie belegen: Diskriminierung und Stigmatisierung dicker und hochgewichtiger Frauen im Gesundheitsbereich kommt häufig vor. Der Gesundheitsbereich ist sogar ein wesentlicher Kontext für Normierungs- und Stigmatisierungsprozesse“, so Kristina Hametner, Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit.

In der Diskussion zu Hochgewicht wurden bisher der Aspekt der Diskriminierung und die damit verbundenen gesundheitlichen Folgen völlig außer Acht gelassen. Die wissenschaftliche Literaturrecherche hatte zur Aufgabe, sich genau diesem Tabuthema zu widmen und antidiskriminierende Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Der Fokus war hierbei auf wissenschaftliche Studien und Artikel der letzten zehn Jahre gelegt. Der Großteil der verwendeten Quellen stammt aus dem deutschsprachigen Raum, ergänzt mit US-amerikanischer Literatur sowie Publikationen internationaler Journals. Der Literature Review stellt fest: Obwohl die Anzahl an Publikationen zu Hochgewicht und Adipositas im Allgemeinen in den letzten Jahren regelrecht ‚explodiert‘ ist, ist der Forschungsstand zu Gewichtsdiskriminierung nach wie vor fragmentiert.

Stigmatisierende Einstellungen gegenüber hochgewichtigen Menschen sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Die stigmatisierenden Einstellungen stehen im Kontext von Überzeugungen zur Verantwortlichkeit gegenüber den eigenen Körpern und Selbstverschuldung. Die Ursachen für Hochgewicht sind jedoch vielfältig. Genetische oder hormonelle Faktoren, wirtschaftliche und industrielle Interessen, die Lebenssituationen von Menschen wie Bildung, finanzielle Mittel, chronischer Stress können eine Rolle spielen. Trotzdem ist eine weit verbreitete Meinung: Dicke sind selbst schuld an ihrem Körpergewicht.

Eine abwehrende Grundhaltung gegenüber hochgewichtigen Menschen findet sich auch beim medizinischen und pflegenden Personal, das sich zum Teil überfordert fühlt. Mögliche Formen von Stigmatisierung im Gesundheitsbereich sind u.a. auf Gewicht reduzierte/fehlgeleitete Diagnosen, weniger Behandlungszeit, stereotype Zuschreibungen und Annahmen, unangemessener Sprachgebrauch sowie eine ungemäße medizinische Ausstattung. Mögliche Folgen für den Gesundheitsbereich: Hochgewichtige Patientinnen und Patienten werden von der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen bzw. nutzen diese aus Angst vor Scham und Stigmatisierung selbst weniger. Gewichtsdiskriminierung kann zu unterschiedlicher Versorgungsqualität in der medizinischen Versorgung führen. Auswirkungen sind auf den physischen ebenso wie auf den psychischen Gesundheitszustand hochgewichtiger PatientInnen möglich.

Der Literature Review zeigt Handlungsansätze für den Gesundheitsbereich auf und verweist insbesondere auf vorhandene Leitfäden für den Umgang mit hochgewichtigen PatientInnen. Empfohlen werden eine nicht-stigmatisierender Kommunikation, adäquate medizinische Ausstattung und Schulungen des Gesundheitspersonals in Hinblick auf Selbstreflexion über eigene Vorurteile.

„Ich freue mich, dass wir durch den vorliegende Literature Review ein stark tabuisiertes Thema publik gemacht haben. Der Bericht selbst ist eine erste Sensibilisierungsmaßnahme. Er bietet für die Wiener Gesundheitslandschaft eine Grundlage, am Thema gemeinsam weiter zu arbeiten und einen weiteren Schritt zu setzen, damit gesundheitliche Chancengerechtigkeit für alle möglich wird“, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.

Diskriminierung hochgewichtiger/adipöser Frauen im Gesundheitsbereich – Literatur Review, 2019: Link 2,2 MB PDF

Rückfragen & Kontakt:

Norbert Schnurrer
Mediensprecher
Stadtrat Peter Hacker
Tel.: 01 4000 81233
E-Mail: norbert.schnurrer@wien.gv.at

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